Dividende & Steuer: Wie hoch ist diese?

Investoren aus Deutschland müssen Kapitalerträge wie Dividendenzahlungen aus Aktien oder ETFs versteuern.

Doch welche Steuern fallen bei Dividenden an?

In diesem Ratgeber erkläre ich dir, welche Steuern auf Dividenden in Deutschland anfallen, was die Vorabpauschale ist und gebe auch einen kurzen Einblick in die Quellensteuer.

Hinweis: Beachte bitte, dass dieser Beitrag meine Sichtweise als Dividendeninvestor widerspiegelt und weder als Steuerberatung zu verstehen ist noch eine professionelle Beratung durch einen Steuerberater ersetzt.

Auf einen Blick

  • Bei dem Erhalt von Dividenden werden diese mit der Kapitalertragsteuer, dem Solidaritätszuschlag und der Kirchensteuer versteuert. Dies gilt auch für den Erhalt von Zinsen oder Gewinne aus Aktienverkäufen
  • Die Kapitalertragsteuer beträgt 25%. Zusammen mit dem Solidaritätszuschlag müssen 26,375% abgeführt werden. Wenn du auch Kirchensteuer bezahlst, erhöht sich die Steuer je nach Bundesland auf 27,82% bis 27,99%
  • Erfahre hier alle Details zu der Versteuerung von Dividenden, den Optimierungsmöglichkeiten und lerne auch, bei welchen Aktien du steuerfreie Dividenden erhalten kannst

Dividendensteuer: Diese Abgaben sind Pflicht

Die Dividendensteuer ist gesetzlich vorgegeben. Grundsätzlich gilt, dass kein Investor oder Anleger die Steuer umgehen kann. Die Steuer auf Dividenden muss von Klein- und Großaktionären gezahlt werden. Der Staat in Deutschland verdient an deinen Kapitalerträgen kräftig mit.

Wie hoch ist die Dividendensteuer in Deutschland?

Die Dividendensteuer in Deutschland setzt sich aus drei Teilen zusammen: der Kapitaletragssteuer (auch Abgeltungssteuer), dem Solidaritätszuschlag und der Kirchensteuer. Die Abgeltungssteuer beträgt pauschal 25 Prozent. Inklusive dem Soli werden 26,375 Prozent ans Finanzamt gezahlt.

Die Kirchensteuer greift nach unserer Erfahrung anteilig und muss nur von Mitgliedern der Kirche gezahlt werden. Berechnet wird die Abgabe auf Grundlage der Einkommensteuer, in Bayern und Baden-Württemberg mit 8 Prozent, im restlichen Bundesgebiet mit 9 Prozent. Die Dividendensteuer hat unter Einrechnung der Kirchensteuer somit folgenden Gesamtwert:

  • Bayern und Baden-Württemberg = 27,82 Prozent
  • Alle anderen Bundesländer = 27,99 Prozent

Wo und wann wird die Dividendensteuer gezahlt?

Bei der Dividendensteuer handelt es sich um eine sogenannte Quellensteuer. Wie der Name bereits sagt, wird die Steuer an der Quelle gezahlt, also von deiner Bank oder deinen Broker. In der Praxis musst du selbst keine Meldung ans Finanzamt machen. Die Zahlung der Steuer erfolgt automatisch.

Für dich bedeutet dies, dass es eine Brutto- und eine Nettodividende gibt. Die Brutto-Dividende zahlt die Aktiengesellschaft als Gewinnanteil aus. Die Netto-Dividende landet schlussendlich auf deinem Konto, bereits abzüglich der Steuern.

Was ist die jährliche Vorabpauschalzahlung?

Die Vorabpauschalzahlung bezieht sich nicht auf die Dividende, sondern auf die Wertsteigerung von Fonds und ETFs. Du zahlst jedes Jahr einen pauschalen Betrag. Du umgehst so eine hohe Steuerbelastung, die beim Verkauf der Anteile fällig wäre. Die Vorabpauschalzahlung wird immer im ersten Quartal eines Jahres abgebucht. Die besten Online Broker geben dir immer einen Hinweis, dass du zum Buchungstag genügend Geld auf deinem Verrechnungskonto haben musst.

Welche Steuern fallen bei Dividenden an?

In den folgenden drei kleinen Abschnitten will ich nochmals kurz auf die Steuern bei den Dividenden eingehen.

Kapitalertragsteuer

In der Praxis wird oft von Kapitalertragsteuer oder Abgeltungssteuer gesprochen. Grundsätzlich gibt es hier aber keinen Unterschied. Du zahlst die Kapitalertragsteuer. Da diese aber pauschal vom Broker für dich abgeführt wird, wird sie auch Abgeltungssteuer genannt. Deine Steuerschuld ist faktisch abgegolten.

Quellensteuer

Die Quellensteuer ist nichts anderes wie die Kapitalertragsteuer, bezieht sich aber auf ausländische Dividendenpapiere. Die Quellensteuer wird von den Brokern in den jeweiligen Ländern ans Finanzamt abgeführt. Die Steuersätze sind dabei von Land zu Land unterschiedlich.

Kirchensteuer

Wie ich bereits erwähnt habe, wird die Kirchensteuer nur von Investoren gezahlt, die Mitglied in der evangelischen oder katholischen Kirche sind. Der Dividendensteuer-Unterschied beträgt 1,61 Prozent mit Kirchensteuer zur Auszahlung ohne Kirchensteuer. In Bayern und Baden-Württemberg ist die Spanne 1,44 Prozent etwas geringer.

Dividende Steuer an einem konkreten Beispiel

Ich will dir folgend ein konkretes Beispiel der Dividenden Steuerberechnung geben. Ich nehme dazu an, dass du in Hessen wohnst und die Kirchensteuer bezahlst. Ich gehe davon aus, dass du 2023 im Besitz von 50 Volkswagen Aktien warst. Die VW-Konzern hat 2023 pro Aktie 27,82 Euro als Dividende gezahlt. Für dich ergibt sich daraus eine Brutto-Dividende von 1.391 Euro.

Von diesem Betrag werden alle Dividenden Steuern in Höhe von 27,99 Prozent abgezogen, so dass 1.001,66 Euro als Dividende Profit auf deinem Konto gelandet sind. Die Netto-Dividende für die VW-Aktie lag also für dich bei 20,03 Euro.

Welche Wertpapiere sind von der Dividenden-Steuer betroffen?

Die Steuer muss auf alle Dividenden gezahlt werden, egal ob diese aus Einzel-Aktien, ETFs, Fonds oder Sparplänen resultieren.

Steuer auf Kapitalerträge in der jährlichen Steuererklärung

Die Kapitalerträge und damit die daraus resultierenden Steuern müssen in der Einkommenssteuererklärung angegeben werden, auch wenn diese durch die Abgeltungssteuer bereits beglichen sind.

So kannst du die Dividende Steuer vermeiden: Freistellungsauftrag

Die Last der Dividendensteuer kannst du mindern, in dem du deinen jährlichen Freistellungsauftrag beim Broker hinterlegst. Du kannst die Freistellungserklärung in voller Höhe oder nur einen Teilbetrag einreichen.

Im maximalen Fall kannst du 1.000 Euro an Dividenden steuerfrei erhalten. Bist du mit deinem Ehepartner gemeinsam veranlagt, so ist die doppelte Ausschüttung, also 2.000 Euro, steuerfrei.

Quellensteuer bei ausländischen Aktien und ETFs

Bei ausländischen Aktien und ETFs muss die Kapitalertragsteuer (oder Abgeltungssteuer) ebenfalls gezahlt werden. Sie wird Quellensteuer genannt. Du kannst die gezahlte Steuer teilweise in Deutschland wieder geltend machen. Ich habe dir folgend einige wichtige Länder zusammengestellt, inklusive der Währung, der Quellensteuer und des maximalen Anrechnungswertes in Deutschland.

Übersicht der Quellensteuer-Sätze
LandWährungQuellensteuerMaximale Anrechnung
SchweizFranken35%15%
USAUS-Dollar30%15%
FinnlandEuro30%15%
BelgienEuro30%25%
FrankreichEuro30%12,8%
SchwedenKronen30%15%
ItalienEuro26%15%
IrlandEuro25%0%
KanadaCA-Dollar25%15%
SüdafrikaRand20%0%
JapanYen15%0%
ChinaYuan10%0%

Keine Quellensteuer wird in Großbritannien, Spanien, Brasilien, Singapur und Irland (auf Antrag) fällig.

Erstattung der Quellensteuer

Die in Deutschland nicht anrechnungsfähige Steuer ausländischer Dividenden kannst du dir vom jeweiligen Finanzamt der Quellenländer zurückerstatten lassen. Die Zahlung erfolgt aber nicht automatisch. Du musst die Rückerstattung bei den jeweiligen Finanzämtern beantragen.

Dass das Ausfüllen von ausländischen Steuerformularen nicht einfach ist, empfehle ich dir, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Divizend ist FinTech-Unternehmen, das sich auf die Quellensteuer-Rückerstattung spezialisiert hat. Du bezahlst bei Divizend 17,5% der erwarteten Dividendensteuer-Rückzahlung als Bearbeitungsgebühr oder Provision.

Besonderheit bei amerikanischen Aktien

Bei den US-Aktien gibt es nach meiner Erfahrung keine Möglichkeit der Quellensteuer-Rückerstattung. Bei den US-Brokern ist es üblich, dass der Quellensteuersatz für ausländische Investoren direkt von 30% auf 15% gemindert wird.

Steuerfreie Dividenden kassieren: Funktioniert es?

Ja, du kannst steuerfreie Dividenden erhalten. Ich meine an dieser Stelle nicht die 1.000 Euro durch den Freistellungsauftrag. Es gibt in Deutschland Unternehmen, die die Dividende steuerfrei auszahlen. Der Grund hierfür ist, dass die Ausschüttung nicht aus dem Gewinn des Geschäftsjahres heraus erfolgt, sondern aus den Rückstellungen gezahlt wird. Rechtlich erfolgen die Ausschüttungen aus dem steuerlichen Einlagenkonto. Es hat 2023 und 2024 Aktiengesellschaften gegeben, die operativ ein Minusgeschäft gemacht und trotzdem Dividenden gezahlt haben.

In Deutschland haben zuletzt folgende Unternehmen steuerbefreite Dividenden gezahlt:

  • Deutsche Telekom
  • Freenet
  • Jenoptik
  • LEG Immobilien
  • Vonovia

Wissen solltest du, dass die steuerfreien Dividenden einen Haken haben. Der Einstiegskurs wird um die Dividende minimiert, so dass beim Verkauf ein höherer Gewinn entsteht und somit eine höhere Abgeltungsteuer zu zahlen ist. Komplett befreit bist du von der Steuer nur, wenn die Aktien bereits seit 2009 in deinem Depot sind. Ansonsten heißt es steuerlich – aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.

Wie beeinflusst die Steuer meine Dividendenstrategie?

Wer die Rendite seiner Dividendenstrategie anhand der Brutto-Ausschüttungen berechnet, wird zwar auf hohe Zahlen kommen, die aber nicht realistisch sind. Sie müssen immer daran denken, die Steuern in ihren Vermögensaufbau einzurechnen, es sei denn, Sie investieren ausschließlich in steuerfreie Papiere. Meine Erfahrung hat aber gezeigt, dass dieser Weg in der Praxis nicht wirklich zielführend ist. Die besten Dividendenaktien bringen dir trotz Steuer einen höheren Ertrag als der Großteil der steuerfreien Wertpapiere.

Fazit

Im Fazit zu den Dividende Steuern kann gesagt werden, dass du grundsätzlich mit der Abgabe leben musst. Es gibt keine generelle Möglichkeit, die Steuer auf Dividenden zu umgehen. Lediglich bei ein paar wenigen Einzelfällen bleibst du von der Dividendensteuer verschont.

Wer eine Dividendenstrategie als Anlagemodell bevorzugt, sollte immer bedenken, dass die Brutto-Dividende nicht vollständig als Reininvestitionsbetrag zur Verfügung steht. In keinem Fall sollte vergessen werden, seinen Freistellungsauftrag beim Broker einzureichen. Ihnen gehören dann immerhin 1.000 Euro der Dividende steuerfrei.

Fragen und Antworten

Im Frage- und Antwortbereich habe ich dir nochmals einige relevante Details zu den Steuern auf Dividenden zusammengefasst.

Welche Steuern muss ich auf meine Dividenden zahlen?

Sie müssen die Kapitalertragsteuer (Abgeltungsteuer genannt) plus den Soli und die Kirchensteuer ans deutsche Finanzamt zahlen. Lesen Sie mehr unter „Welche Steuern fallen bei Dividenden an?“.

Wer führt die Dividenden Steuer ab?

Abgeführt werden die Dividendensteuern direkt vom Broker oder der Bank. Sie erhalten im Anschluss die Nettodividende ausgezahlt. Alle Infos finden Sie im Abschnitt „Wo und wann wird die Dividendensteuer gezahlt?“.

Kann ich die Dividende Steuer legal umgehen?

Nein, die Dividende Steuer kann nicht legal umgangen werden. Sie können sich lediglich für Aktien entscheiden, die von der Dividendensteuer befreit sind oder Auslandsanlagen in Ländern ohne Quellensteuer wählen. Hintergründe gibt’s unter „Steuerfreie Dividenden kassieren: Funktioniert es?“.

Wird die Kirchensteuer immer von der Dividende abgezogen?

Nein. Die Kirchensteuer ist nur für Investoren fällig, die Mitglied einer kirchlichen Gemeinschaft sind. Mehr zum Thema ist im Abschnitt „Kirchensteuer“ zu finden.

Was ist die Quellensteuer?

Die Quellensteuer wird bei Dividenden fällig, die im Ausland gezahlt werden. Aufgrund des Doppelbesteuerungsabkommens können Sie sich die Quellensteuer-Zahlungen von den Finanzämtern der anderen Staaten zurückholen. Alle Informationen zur ausländischen Dividendensteuer habe ich unter „Quellensteuer bei ausländischen Aktien und ETFs“ zusammengestellt.

Stefan Böhm
Stefan Böhm

In meiner Ausbildung zum Bankkaufmann bin zum ersten Mal mit dem Thema Dividenden in Berührung gekommen. Schnell habe ich festgestellt, dass es in meinem Umfeld oft Vorurteile und Halbwissen gegenüber der Börse gibt und freue mich daher, meine langjährige Erfahrung bei Dividenden.de als Redakteur einbringen zu dürfen.