Quellensteuer bei Dividenden erklärt

Die Quellensteuer wird auf Dividenden von ausländischen Aktien fällig.

Doch was ist die Quellensteuer genau und wie hoch ist diese?

Ich zeige dir in diesem Ratgeber, wie hoch die Quellensteuer in den wichtigsten Ländern ist und welche Möglichkeiten du hast, diese Steuer zu mindern.

Auf einen Blick

  • Die Quellensteuer ist mit der deutschen Kapitalertragsteuer vergleichbar und fällt an, wenn du Dividenden aus dem Ausland erhältst. Sie kann in Deutschland anteilig auf die Kapitalertragsteuer angerechnet werden
  • Bei den meisten Brokern musst du dich nicht um die Quellensteuer kümmern, denn diese wird automatisch abgebucht und unter Beachtung deines Freistellungsauftrages mit der Kapitalertragsteuer verrechnet
  • Ich zeige dir in meinem Ratgeber, wie hoch die Quellensteuern in den größten Ländern sind und wie du dir zu viel bezahlte Quellensteuer vom ausländischen Finanzamt zurückholen kannst

Was ist die Quellensteuer?

Die Quellensteuer bezahlst du auf deine ausländische Dividende. Gleichzeitig wird die Steuer bezahlt, wenn du ausländische Aktien oder andere Wertpapiere verkaufst und damit einen Gewinn machst. Pauschal kann gesagt werden, dass die Quellensteuer immer dann anfällt, wenn du mit deinem Geld eine Rendite (einen Profit) erwirtschaftet.

Faktisch ist die Quellensteuer nichts anderes als die hiesige Abgeltungssteuer. Sie hat nur einen anderen Namen. Angenommen du bist Österreicher oder Schweiz und investiert an der deutschen Börse, wird für dich von der deutschen Quellensteuer gesprochen.

Die Höhe der Steuer wird vom Quellenstaat bestimmt. Es gibt keine weltweite oder EU-weite Regelung. Abhängig von deinem Aktienportfolio können sich so unterschiedliche Quellensteuerberechnungen und Abgaben ergeben. Deutsche Anleger sollten wissen, dass der ausländische Quellensteuersatz für alle Kapitalerträge gilt, egal ob es sich um Zinsen oder Dividenden handelt.

Wie und wann wird die Quellensteuer bezahlt?

Die Antwort ergibt sich bereits aus dem Namen. Die Steuer wird an der Quelle bezahlt, also im Ausland ans ausländische Finanzamt. In der Praxis wird der Vorgang von deinem Broker oder deiner Depotbank übernommen. Du bekommst immer die Netto-Dividende gutgeschrieben.

Ein sehr entscheidender Fakt ist, dass die Quellensteuer auf die hiesige Kapitalertragsteuer angerechnet wird. Du bist hierzulande verpflichtet 25% Abgeltungssteuer zu zahlen, plus Kirchensteuer und Soli-Zuschlag. Da die ausländische Quellensteuer aber nur bis zu maximal 15 Prozent angerechnet werden kann, musst du weitere 10 Prozent obendrauf zahlen (also die Differenz).

Kann ich die Quellensteuer zurückerstatten lassen?

Ja, die überschüssig gezahlte Quellensteuer kannst du dir von der Finanzbehörde des Staates zurückerstatten lassen. Deutschland hat mit über 80 Staaten ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) abgeschlossen. In all diesen Ländern kannst du beantragen, dass die gezahlte Quellensteuer zurückerstattet wird.

Je nach Land ist das Vorgehen nach meinen Erfahrungen unterschiedlich. In den USA beispielsweise gibt es bei ausländischen Privatinvestoren einen Direktabzug. Du zahlst nicht die üblichen 30%, sondern nur 15% Quellensteuer. In Irland werden private Anleger (auf Antrag) komplett von der Quellensteuer befreit.

Die Überzahl der Länder erstattet dir die Abgabe nach dem Einreichen eines schriftlichen Antrags zurück. Die Papiere sind unterschiedlich umfangreich. Nicht selten werden gesonderte Dokumente benötigt, wie eine steuerliche Ansässigkeitsbestätigung vom deutschen Finanzamt. Der Zeitfaktor ist von Land zu Land ebenfalls verschieden. In der Schweiz und Österreich kannst du mit den Quellensteuer-Rückerstattungen innerhalb von wenigen Wochen rechnen. Bei der italienischen Steuerbehörde kann sich der Vorgang mehrere Jahre hinziehen.

Rückerstattungsplattformen für die Quellensteuer

Aktuell gibt es zwei Plattformen, die dir bei der Rückerstattung der Quellensteuer helfen:

DivTax

DivTax wurde 2023 in Hamburg gegründet und bietet die Rückerstattung der Quellensteuer an. Somit musst du keine Unterlagen mehr bei dem deutschen Finanzamt beantragen oder im Ausland selber einreichen. Alles funktioniert ganz einfach online und ist in wenigen Minuten erledigt.

Aktuell bietet DivTax Unterstützung bei der Rückerstattung der Quellensteuer für Dividenden von Unternehmen aus den Belgien, Dänemark, Finnland, Irland, Israel, Norwegen, Österreich, der Schweiz und Spanien.

Divizend

Divizend ist ein Unternehmen aus München und seit 2020 als FinTech in Deutschland tätig. Divizend hat ist eine Rückerstattungsplattform für die Quellensteuer. Du musst dein Anlageportfolio zum Anbieter übertragen und bekommst dann im Gegenzug angezeigt, wie hoch die Quellensteuerrückerstattung sein wird. Der Vorteil für dich, dass die Beantragung über ein einheitliches, einfaches Formular erfolgt.

Zu einigen Finanzbehörden hat Divizend Schnittstellen. Die Anträge auf die Rückerstattung werden digital übermittelt. Andere Finanzämter benötigt den Antrag auf Papier. Du kannst die Dokumente ausdrucken, unterschreiben und absenden. Für jedes Land bekommst du von Divizend eine Step-by-Step Anleitung.

Länder mit Quellensteuer

Ich will im Ratgeber auf einige Länder mit Quellensteuer gesondert eingehen, da es viele deutsche Investoren gibt, die in Aktien dieser Staaten investieren. Relevant ist an dieser Stelle vornehmlich die Rückerstattungsmöglichkeit.

Wir haben uns folgende Länder genauer angeschaut:

Quellensteuer für Dividenden aus Frankreich

Quellensteuer Frankreich hat Höhe von 30 Prozent. Trotz Doppelbesteuerungsabkommen mit Frankreich kann in Deutschland nicht der vollständige Abrechnungssatz geltend gemacht werden. Es können nicht 15%, sondern nur 12,5% angerechnet werden. Der Vorgang der Quellensteuer-Rückerstattung ist in Frankreich aufgrund der Formulare in der Landessprache nicht einfach.

Quellensteuer für Dividenden aus der Schweiz

Die schweizer Quellensteuer gehört mit 35% zu den höchsten Steuern auf Dividenden weltweit. Der Vorteil für dich ist, dass die Rückerstattung sehr einfach und schnell vonstatten geht. Das entsprechende Formular zur Erstattung kann online in deutscher Sprache ausgefüllt werden.

Quellensteuer für Dividenden aus Spanien

Die Spanier berechnen nur 19% Quellensteuer. Aufgrund der Anrechnungsmöglichkeit in Deutschland beträgt der faktische Rückerstattungsbetrag von der Finanzbehörde in Spanien nur 4%. Eine Steuererklärung in Spanien lohnt sich für dich nur, wenn du wirklich eine hohe Dividende erhalten hast.

Wichtige Quellensteuer Länder in der Übersicht

  • Australien = 30%
  • Belgien = 30%
  • China = 20%
  • Dänemark = 35%
  • Finnland = 35%
  • Frankreich = 30%
  • Griechenland = 5%
  • Indien = 20%
  • Israel = 30%
  • Italien = 26%
  • Japan = 20%
  • Kanada = 25%
  • Luxemburg = 15%
  • Mexiko = 10%
  • Niederlande = 15%
  • Norwegen = 25%
  • Österreich = 27,5%
  • Polen = 19%
  • Portugal = 28%
  • Russland = 15%
  • Schweden = 30%
  • Schweiz = 35%
  • Spanien = 19%
  • Thailand = 10%
  • Tschechische Republik = 15%
  • USA = 30%

Länder ohne Quellensteuer

Es gibt einige wenige Länder, die auf die Besteuerung von Kapitalerträgen verzichten. Für die deutschen Anleger ist an dieser Stelle insbesondere Großbritannien wichtig. Wer mit Aktien an der Londoner Börse handelt, kommt mit der Quellensteuer überhaupt nicht in Berührung.

Länder ohne Quellensteuer im Überblick:

  • Großbritannien
  • Brasilien
  • Liechtenstein
  • Singapur
  • Irland (auf Antrag)

Quellensteuer Deutschland: Wer ist steuerpflichtig?

Investoren aus dem Ausland sind in Deutschland quellensteuerpflichtig. Dies betrifft alle Anleger, die ihren Hauptwohnsitz nicht in der Bundesrepublik haben. Wohnst und arbeitest du zum Beispiel bereits seit vielen Jahren in Österreich und bist dort auch steuerpflichtig, musst du bei deutschen Aktien-Investitionen die Quellensteuer in Höhe von 25 Prozent bezahlen.

Anrechnung der Quellensteuer

Die Anrechnung der Quellensteuer auf die Abgeltungssteuer ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Der Höchstwert ist auf 15 Prozent festgesetzt. Nach meiner Erfahrung gibt es nur wenige Ausnahmen. Die französische Quellensteuer ist mit 12,5 Prozent die bekannteste und relevanteste Abweichung vom Regelsatz. Eine Anrechnung der Quellensteuer aus Niederlande und der Türkei erfolgt vollständig auf die hiesige Abgeltungssteuer. Eine Rückerstattung über Steuerbehörden der Länder ist nicht möglich.

Folgend siehst du die Anrechnungswerte und die Quellensteuersätze auf eine auf einen Blick:

Anrechnung der Quellensteuer
LandQuellensteuerAnrechenbar in DEUErstattbar ausländische Behörde
Dänemark27%15%12%
Finnland35%15%20%
Frankreich30%12,8%17,2%
Italien26%15%11%
Niederlande15%15%0%
Norwegen25%15%10%
Österreich27,5%15%12,5%
Schweiz35%15%20%
Schweden30%15%15%
Spanien19%15%4%
Türkei10%10%0%
USA30%15%15%

Für die USA gilt der Sonderfall, dass die Dividende bei ausländischen Anlegern nur um 15 Prozent gemindert wird. Dies bedeutet, dass du keine Quellensteuerrückerstattung beim amerikanischen Finanzamt beantragen musst oder kannst.

Freistellungsantrag gegen Quellensteuer

Ausländisch oder inländisch. An der Steuer auf Dividenden kommst du nicht vorbei. Du kannst deine Steuerlast aber mindern. Die Quellensteuer bei ausländischen Aktien fällt rechtlich unter die Kapitalertragsteuer. Du kannst also bei deinem Broker einen Freistellungsauftrag einreichen. 1.000 Euro sind für dich (2.000 Euro bei Ehegatten) pro Jahr steuerfrei. Dies gilt explizit auch für die Quellensteuer.

Nach meiner Erfahrung ist es so, dass die Online Broker dir die Dividende trotzdem nicht sofort brutto gutgeschrieben. Die gezahlte Quellensteuer wird in deinem Portfolio lediglich als gezahlt vermerkt. Erst am Jahresende, wenn du deine vollständige hiesige Abgeltungssteuer bezahlt hast, wird die Quellensteuer in den Freibetrag endgültig eingerechnet. In der Praxis bekommst du so eine nachträglich bereinigte Dividendengutschrift.

Du kannst alternativ bei deinem Broker eine Nichtveranlagungsbescheinigung (NV-Bescheinigung) einreichen, die von deinem Finanzamt ausgestellt wird. Diese bestätigt, dass dein Einkommen unterhalb der Bemessungsgrundlage liegt, du also nicht steuerpflichtig bist. Wer in Dividendenaktien investiert, kommt aber im Normalfall aufgrund von Vermögen und Einkommen nicht in diesen Genuss.

Hinweis: Führst du dein Portfolio bei einer ausländischen Depotbank, kannst du meines Wissens keinen Freistellungsauftrag einreichen. Ausländische Broker und Banken beschäftigen sich nicht mit den Besonderheiten der deutschen Steuergesetzgebung.

Fonds und ETFs als Lösung

Wer in einen Fond oder ETF investiert, muss sich nicht um die Quellensteuer kümmern. Die Beträge werden vom Fond direkt bei der ausländischen Steuerbehörde geltend gemacht. Die zurückgezahlten Gelder fließen automatisch wieder in das Fondsvermögen ein.

Zudem fällt die Anrechnung der Quellensteuer auf die Abgeltungssteuer weg. Ein Teil der Fondsausschüttungen und der Anteilsverkäufe ist für dich immer steuerfrei. Wie hoch die Teilfreistellung ist, ist abhängig davon, wie hoch der Anteil der Aktien im Fond ist. Es gilt folgende Regel:

Quellensteuer bei ETFs und Fonds
Anteil der AktienSteuerfreier Ertragsanteil
Mehr als 50 Prozent30%
25 bis 50 Prozent15%
Unter 25 Prozent0%

Konkret: Wer in einen Aktienfond investiert, bekommt 30 Prozent der Erträge steuerfrei ausgezahlt. Bei einem Gewinn von 100 Euro werden nur 70 Euro als Grundlage für Steuer herangezogen. Deine Abgeltungssteuer sinkt somit von 25 Euro auf 17,50 Euro.

Fazit

Die Quellensteuer bei ausländischen Dividendenpapieren kannst du nicht umgehen. Sie wird von deinem Broker automatisch von der Rendite abgezogen. Da sich die gezahlte Quellensteuer aber bis zu 15 Prozent auf die hiesige Abgeltungsteuer anrechnen lässt, hast du keinen Nachteil. Du zahlst die hiesige Kapitalertragsteuer dann nur noch anteilig. Die nicht anrechenbare Quellensteuer kannst du dir von den ausländischen Steuerbehörden zurückerstatten lassen.

Fragen und Antworten

Im Frage- und Antwortbereich habe ich dir die relevantesten Fragen zur Quellensteuer nochmals in Kurzform zusammengestellt.

Was ist die Quellensteuer?

Die Quellensteuer auf Dividenden wird bei ausländischen Profiten fällig. Darunter fallen die Dividende oder Kapitalerträge wie Zinsen. Sie ist mit der deutschen Abgeltungssteuer vergleichbar. Wer liest du im Ratgeber im Abschnitt „Was ist die Quellensteuer?“.

Wann bin ich steuerpflichtig?

Steuerpflichtig bist du immer, wenn du Dividenden für ausländische Aktien bekommst, sei denn du hast in einem Land investiert, das keine Quellensteuer berechnet. Die Liste findest du unter „Länder ohne Quellensteuer“.

Kann ich die Quellensteuer in Deutschland geltend machen?

Ja. Die Quellensteuer wird mit der Abgeltungssteuer in Deutschland verrechnet, wie genau kannst du unter „Anrechnung der Quellensteuer“ nachlesen.

Wie hole ich die Quellensteuer zurück?

Du kannst die Rückerstattung beim Fiskus des Quellenstaates beantragen. Ich empfehle dir den Dienstleister Divizend zu nutzen, warum liest du im Abschnitt „Special-Portal: Divizend die Rückerstattungsplattform“.

Wer legt die Höhe der Quellensteuer fest?

Der Steuersatz wird von jedem Staat selbst festgelegt. Einige der aktuellen Quellensteuersätze findest du unter „Wichtige Quellensteuer Länder im Überblick“.

Stefan Böhm
Stefan Böhm

In meiner Ausbildung zum Bankkaufmann bin zum ersten Mal mit dem Thema Dividenden in Berührung gekommen. Schnell habe ich festgestellt, dass es in meinem Umfeld oft Vorurteile und Halbwissen gegenüber der Börse gibt und freue mich daher, meine langjährige Erfahrung bei Dividenden.de als Redakteur einbringen zu dürfen.